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Theaterwoche bei der Bertha

Frei nach Agatha Christie - Schülerinnen und Schüler der 12 spielen „Rendezvous mit dem Tod“ – komödiantisch und spannend

Eine einsame Felseninsel mit einem herrschaftlichen Anwesen, 8 Gäste, schrullig und verschroben, zwei Bedienstete und ein mysteriöser Hausherr, der sich nicht blicken lässt. Sonst scheint alles normal, die Gäste bewundern überschwänglich die Aussicht, pflegen ihre „Macken“, das Personal schleppt die Koffer aufs Zimmer und alle warten auf den Hausherren, der sich nicht blicken lässt.

Doch schnell merken die Zuschauer, dass es hier keine normalen Gäste gibt. Eine Stimme des geheimnisvollen Mr. Nobody ertönt  und es wird klar, dass alle Schuld auf sich geladen haben – indem sie getötet haben. Während die jungen Spielerinnen am Anfang die Zuschauer mit humoristischem Spiel Karikaturen der besseren Gesellschaft vorgeführt haben, zeigen sie jetzt Menschen, die an ihrer Schuld zerbrechen und sie doch nicht wahrhaben wollen.

So betont der lässige Mr. Maston, dass er nicht Schuld am Tod der Kinder sei, die ihm vor Auto gelaufen wären und ihm sogar den Führerschein gekostet hatten oder Lombard, ein Kriegsveteran hält Sterben im Krieg für normal und „Afrikaner hätten sowieso ein anderes Verhältnis zum Tod“. Die Ärztin Armstrong sieht die Schuld beim Tod eines Patienten nicht beim Chirurgen, sondern bei denen, die einfach zu spät zum Arzt gingen. Lediglich Vera, die als Sekretärin angeheuert hat, oder die beiden Bediensteten zeigen Betroffenheit am Tod der Menschen die durch ihre Hand gestorben sind. Die ehemalige Polizistin, die Richterin Wargrave, die bigotte Emily fühlen sich im Recht, ebenso wie Jane die die Geliebte ihres Mannes nach einer Affäre kaltblütig in den Tod schickt.

Erste Angst macht sich breit, doch der Lebemann Maston will, bevor man schnell diese schreckliche Insel verlasse, auf das Leben trinken, greift zum Brandy und fällt tot um. Die Ärztin kann nur noch den Tod durch Zyankali feststellen. Die Gesellschaft gerät in Panik und versammelt sich um den Kamin, auf dem 10 Figuren stehen, von denen nun eine fehlt. Der alte Kinderreim „10 kleine Kinderlein tranken in der Scheun‘ – eines das verschluckte sich, da waren’s nur noch neun“, rückt in den Mittelpunkt. Von nun an geht die Angst um, verzweifelte Versuche, die Insel zu verlassen scheitern, die Gäste entblößen immer mehr ihren Charakter, den Tod eines Menschen billigend in Kauf genommen zu haben. Doch alle wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Nach 8 unheimlichen Todesfällen – jedes Mal begleitet vom Verschwinden einer Figur auf dem Kamin, bleiben nur noch Vera und Lombard übrig, sich belauernd, panisch, voller Angst voreinander. Ihre Lage scheint ausweglos und in einem Gerangel erschießt Vera Lombard. Fassungslos kniet sie neben dem Toten und wird wahnsinnig, als plötzlich die Richterin auftaucht, kalt, herzlos, voller Selbstüberschätzung. Sie hält Vera vor, schuld am Tod des kleinen Peter und Lombards zu sein und dafür müsse sie nun bezahlen. Alles Bitten, Weinen und Flehen hilft ihr nicht – Wargrave erdrosselt sie mit der Krawatte Lombards. Kalt und selbstgerecht steht sie auf der Bühne und ruft: “Ich bin soweit“.

Zum letzten Mal hat sie ein Urteil vollstreckt, ist ihrem Gerechtigkeitsgefühl gefolgt und hat Selbstjustiz verübt, indem sie echte oder vermeintliche Mörder mit dem Tod bestraft. Die Bedienungen, die ihren Tod nur vorgetäuscht hatten, erschießen sie.

Das Stück war ein Wunschstück der Theatergruppe, die von Anfang ein Stück gesucht hat, indem alle Emotionen gespielt werden konnten. Dazu hatten die Schülerinnen und Schüler reichlich Gelegenheit. Die Bearbeitung des Stückes durch Lars Dettmer forderte schauspielerisches Können geradezu heraus und alle zeigen eine beeindruckende schauspielerische Bandbreite – von Lächerlichkeit bis zynischer Kaltblütigkeit und wahnsinniger Angst. Absolut textsicher, stimmlich alle Möglichkeiten ausreizend, präsentierte sich eine Gruppe, der das Publikum auch große Bühnen gewünscht hätte. Stimmig und gelungen waren Bühnenbild, Maske, Plakat und Programmheft sowie das Krimibüffet zu Beginn des Stückes. Die Licht- und Tontechnik, ebenfalls von einem Schüler gemacht, setzte alles richtig in Szene. So wurde das Team mit begeistertem Applaus belohnt.

In der Theaterarbeit der Bertha zahlt sich die lange Zusammenarbeit von Lars Dettmer (Theaterpädagoge) , Frank Neumann und Heike Siebel aus – die oft unterstützt durch kulturelle Förderprogramme, den Förderverein der Schule und regionale Sponsoren wie „Kultur und Schule“ seit über 10 Jahren im LYZ anspruchsvolles und unterhaltsames Schultheater der „Bertha“ präsentieren.