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Streitschlicher*innen auf Exkursion in Wilgersdorf

Ende Januar nahmen 11 angehende und 12 aktive Streitschlichter*innen an einem 3-tägigen Seminar in der CVJM Bildungsstätte in Wilgersdorf teil, um gemeinsam ihre Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen.

Zeitgleich nahm eine neunköpfige Gruppe von angehenden Medienscouts unter der Leitung von Herrn Bröcker ebenfalls an einem Ausbildungsblock in der Bildungsstätte teil und alle trafen sich am Donnerstagmorgen am ZOB in Siegen. Mit dem Bus ging es dann nach Wilgersdorf.

Angekommen ging die Streitschlichtergruppe sofort an die Arbeit. Frau Brockhaus gab zunächst alle wichtigen Informationen für den Seminarablauf bekannt. Nach einer Aufwärmrunde konnten die ausgebildeten Streitschlichter*innen ihr Wissen über den Unterschied von Du- und Ich-Botschaft an die Auszubildenden weitergeben.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen hatte die Gruppe Zeit, ihre Zimmer zu beziehen, das Haus zu erkunden oder Tischtennis zu spielen. Auch das W-Lan in der Lounge wurde eifrig genutzt.

Am Nachmittag stand zunächst das Thema Beobachtung und Interpretation auf der Tagesordnung. Zwei Jugendliche erklärten sich bereit, eine kleine Szene vorzuspielen, während die anderen genau beobachten sollten, was dort passiert. In der kleinen Darstellung wurde das Leben auf der fiktiven Albatrosinsel gezeigt, welches sich kulturell stark von unserer Lebensweise unterscheidet und bei den Zuschauer*innen aufgrund von Fehlinterpretationen zu starker Ablehnung führte. In einem Nachgespräch wurden die Gründe für diese Fehlinterpretationen herausgearbeitet und verdeutlicht, wie wichtig das Wissen für die richtige Beurteilung einer Situation ist.

In einer weiteren Übung, bei der ein Bild betrachtet und anschließend einer anderen Person beschrieben werden sollte, welche diese Beschreibung ebenfalls einer weiteren Person weitergab, wurde deutlich, dass wir uns stark in unserer Wahrnehmung unterscheiden. Dinge, die für den Einen wichtig erscheinen, sind für die Andere unwichtig. Oder aber bestimmte Formen werden mit eigenen Erfahrungen verbunden und dadurch für den Anderen nicht oder nur teilweise verständlich. Erst durch Nachfragen können sich Dinge erschließen und Zusammenhänge deutlich werden.

Nach einer Pause  ging es um das gute Zuhören. Nachdem die ausgebildeten Schlichter*innen die dazu notwendigen Regeln erläutert hatten, gingen die Jugendlichen in Kleingruppen und übten anhand von Aussagen die dahinter liegende Befindlichkeit zu verbalisieren.

Nach dem gemeinsamen Abendessen nutzten einige Jugendlichen mit Herrn Bröcker die Kegelbahn. Eine Gruppe traf sich im Gruppenraum, um in ausgelassener Stimmung  „Wehrwölfe“ zu spielen. Einige brachen später trotz Kälte mit Frau Brockhaus zu einer kleinen Nachtwanderung auf und ließen sich auf die Stille des Waldes ein und wagten es sogar eine Strecke allein durch den dunklen Wald zu gehen oder eine kurze Zeit allein im Wald zu verweilen.

Am Freitagvormittag stieg die Gruppe dann in den Ablauf einer Schlichtung ein. Dabei wurden zunächst anhand von Karten die einzelnen Schritte einer Schlichtung in eine Reihenfolge gebracht und die zu den einzelnen Schritten gehörenden Inhalte zugeordnet. Dabei wurde der Fokus auf die passenden Fragen und Aussagen gelegt, welche eine/e Schlichter*in in der jeweiligen Schlichtungsphase nutzen sollte. Anschließend arbeiteten die Jugendlichen die Befürchtungen und Ängste der Streitenden heraus, welche diese evtl. vor einer Schlichtung empfinden und welche Konsequenzen dies für Raum, Ort und Zeit sowie für die Haltung des/der Schlichtenden hat.
Vier aktive Schlichter*innen spielten dann anhand eines Falles eine komplette Schlichtung vor, was einen großen Eindruck auf die Auszubildenden machte, die von Ausmaß und Tiefgang überrascht waren.
Die angehenden Schlichter*innen hatten nun die Möglichkeit, die Einleitung der Schlichtung zu üben, während die „alten Hasen“ ihnen eine positive Rückmeldung und weitere hilfreiche Tipps gaben.

Nach der Mittagspause sollte das gute Zuhören anhand von kleinen Erzählungen weiter eingeübt werden. Dabei achtete immer eine dritte Person darauf, dass nicht interpretiert wurde, sondern die Regeln des Aktiven Zuhörens angewandt wurden. Anschließend konnten die Auszubildenden dann anhand von fiktiven Streitfällen den zweiten Schritt der Schlichtung einüben. Dabei spielten die Aktiven die jeweiligen Streitpartner*innen und die Auszubildenden versuchten, den genauen Ablauf des Streits zu erfassen, indem sie Gehörtes zusammenfassten und gegebenenfalls nachfragten.

Der Tag endete mit einer kreativen Einheit, wo es darum ging, mithilfe eines Puzzles die acht Prinzipien einer Konfliktlösung herauszuarbeiten und sie jeweils mit einem Symbol zu verbinden. Den Jugendlichen erschlossen sich die acht Prinzipien (Interessen, Menschen, Möglichkeiten, Wahrheit, Ausgewogenheit, „Preis“, Fairness und Stärke) dabei sehr einfach.

Nach dem Abendessen konnten beide Gruppen gemeinsam die Sporthalle nutzen. Eine Gruppe baute ein Volleyballnetz auf, andere verbrachten die Zeit mit Ballspielen. Später fand sich noch einmal eine Gruppe zum „Wehrwolfspiel“.

Am Samstagvormittag wurden die Zimmer geräumt und man traf sich zu einer letzten Einheit im Gruppenraum. Die Jugendlichen sollten in Kleingruppen anhand von Klientenaussagen überlegen, welche Intervention hier angebracht ist. Dazu stand jedem eine Interventionskarte mit sechs möglichen Interventionsformen zur Verfügung. Neben dem Nachfragen, Zusammenfassen und Klären wurden auch das Schweigen, Aussprechen lassen oder ein deutliches Stop bei Beleidigungen als mögliche Intervention angeboten.

In der Abschlussrunde zeigten sich alle zufrieden mit dem gemeinsamen Seminar, bei dem sie ihr Wissen und ihre Kompetenzen als Streitschlichter*innen erweitern und dabei auch ein Zusammenwachsen innerhalb ihrer Gruppe erfahren konnten.
Ein großer Dank geht an den Förderkreis, die SV und die Schule, ohne deren finanzielle Unterstützung die Exkursion nicht möglich gewesen wäre!

BrK