Bach, Beethoven und Mahler sind nur sehr alte Geschichtsfiguren? Was? Ohne sie würde es keinen Pop, Hip-Hop oder Heavy Metal geben?

Dies ist eine der spannenden jahrgangsübergreifenden Fragen, die unsere acht Musiklehrer/-innen an der Bertha-von-Suttner Gesamtschule Siegen zu klären versuchen.

Ein Ziel unseres Unterrichts ist es, den Schülerinnen und Schülern ein Kulturbewusstsein zu vermitteln. Dieses besteht aus einem historischen und theoretischen Wissen über die abendländische Musikkultur und einem Einblick in andere Musikkulturen der Welt.
Im Mittelpunkt steht hier die sogenannte ästhetische Erfahrung. Das bedeutet, dass möglichst jedes erworbene theoretische Wissen durch praktisches Musizieren umgesetzt wird oder auch gesammelte praktische Erfahrungen theoretisch durchleuchtet werden. Lernen wie man Noten liest würde ohne diese zu spielen keinen Spaß machen und auch keinen Sinn ergeben. So kommt jedes Kind und alle Jugendlichen in den Genuss mit einem Musikinstrument, der Stimme und dem Körper Musik zu machen und so Erfahrungen zu sammeln, die sie in ihrem Alltag nicht machen würden. Auf diese Art und Weise wird nicht nur fachliches Wissen weitergegeben, sondern vor allem auch kognitive, soziale und motorische Fähigkeiten trainiert. Sozial: Der Umgang von Schülern/-innen untereinander beim Musikmachen hat einen ähnlichen Effekt wie beim Mannschaftssport. Motorisch: Hier kommt beim Musikmachen die Koordinationsfähigkeit, aber auch die Feinmotorik zum Zug.

Wichtig bei unserem Unterricht ist, dass jede Musikrichtung die Berechtigung hat, besprochen zu werden. Dadurch entsteht ein bunter Mix aus historischen und modernen Musikstücken. So kann in einer Musikstunde nach Edward GriegHans Zimmer, Duke Ellington oder sogar Die Beginner und Metallica zu hören sein. So soll der eigene musikalische Horizont der Hörgewohnheit erweitert werden.

Innerhalb der Schullaufbahn sollen die Schülerinnen und Schüler ein kritisches Musikkulturwissen aufbauen. Natürlich muss dabei die Zuneigung zu einer bestimmten Musikrichtung respektiert und gepflegt werden, jedoch wird auch gefordert mit bestimmten Fragen über diese kritisch nachzudenken. Eine schwierige Hürde dabei ist das Gehörte in Worte zu fassen und wertfrei zu bleiben. Aussagen wie „Das klingt langweilig…“ oder „Alter, ist das fett!“ zählen ohne Begründung nicht! Das Sprechen über Musik findet zum Trainieren dieser Fähigkeit in jeder Stunde statt.

Das Besondere an dem Fach Musik ist, dass manche im Unterricht praktisch erarbeiteten Musikstücke es sogar auf die Bühne schaffen! Das größte Event hierfür ist unser jährlich stattfindender „Bunter Abend“. Gerade hier machen die Schülerinnen und Schüler ohne künstlerische Vorgeschichte das besondere Erlebnis auf einer Bühne zu stehen, Backstage zu sein, einen Soundcheck zu absolvieren und natürlich regelmäßig für den Auftritt zu proben. Für unsere kleinen und großen Künstler mit besonderen Begabungen und/oder zusätzlicher musikalischer Bildung an Instrumenten oder der Stimme bekommen hier eine Plattform, um sich den hunderten Gästen zu präsentieren. Unsere Musiklehrer und Musiklehrerinnen stehen als Coach, Tontechniker, Dirigent oder Musiker zur Unterstützung bereit. Auch hier gilt eine Offenheit für jede Musikrichtung und jedes Instrument.

Eine weitere wirkliche Besonderheit unserer Schule ist das Bandklassenkonzept. Dieses wurde und wird sogar immer noch von den Musiklehrern in Kooperation mit der städtischen Fritz-Busch Musikschule entwickelt. (Wird; da eine Weiterentwicklung, Nachsteuerung und der Ausbau für ein gut funktionierendes Konzept unabdingbar sind!)

Kurz zusammengefasst gibt es die Möglichkeit, sich in der fünften Klasse für die Bandklasse zu entscheiden. 25 Schülerinnen und Schüler lernen hier die Instrumente Gitarre, Keyboard, Bass oder Schlagzeug. Den zwei Instrumentallehrern und dem Musiklehrer stehen neben dem normalen Musikraum 5 mehrfach ausgestattete Proberäume zur Verfügung. Ein Luxus, den man selten an einer Schule finden kann. Außerdem haben diese Klassen drei Stunden pro Woche Musikunterricht, wovon zwei Stunden den Instrumental-/Bandunterricht enthalten. Diese besondere Art der musikalischen Förderung kann bei Wunsch bis zum Schulabschluss stattfinden und wird selbstverständlich bis dahin gecoacht.

Über dieses Konzept haben so manche schon einen Roman schreiben können. Am besten überzeugt man sich jedoch selbst davon bei einem Tag der offenen Tür oder einem der vielen Auftritte dieser Bands, die sowohl bei Schulveranstaltungen, jedoch auch bei Kulturveranstaltungen der Stadt Siegen zu finden sind!